Zeitgleich mit der Ausstellung Iran. Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste beginnend, lädt ein Persischer Garten auf dem Vorplatz der Bundeskunsthalle ein, erkundet zu werden. Licht und Schatten, Hitze und Kühle, das beruhigende Plätschern von Wasser, der betörende Duft von Blumen – der Garten ist ein von Menschen gemachtes Paradies. Und für den Garten der Bundeskunsthalle ist der Architekt Georg Verhas verantwortlich.
Herr Verhas, was zeichnet den Persischen Garten aus?
Dieser Garten soll die Überleitung von der Ausstellung über die antike Kultur Persiens zur Jetztzeit darstellen. Dabei wird der Garten keine Nachbildung eines realen Gartens sein. Er soll vielmehr verdeutlichen, dass die in Persien während der Antike entwickelte Gartenkunst bis heute den Archetyp eines Gartens des morgen- und abendländischen Kulturraums darstellt. Somit ist in Form des Gartens die Ideenwelt des antiken Persien bis heute zu einem fast globalen Kulturgut geworden.
Was sind die architektonischen Besonderheiten des Gartens?
Anders als das bei Plänen oder medialen Darstellungen der Fall ist, soll eine reale Gartenanlage die Besucher nicht primär intellektuell, sondern über die Atmosphäre, den eigentlichen Partner der Wahrnehmung, ansprechen. Es geht nicht um Layout oder Wände, und es geht auch nicht um die Anordnung von Pflanzen, sondern um das Erleben von Licht und Schatten, das Geräusch des Wassers, den Duft der Blumen, Hitze und Kühle, Nässe und extreme Trockenheit.
Wie herausfordernd ist es, einen Garten in der Stadt zu erschaffen?
Die persische Sonne im Bonner Grau erlebbar werden zu lassen, war tatsächlich eine Herausforderung. Wir hatten die Befürchtung, die über die Einfassung zu sehenden Gebäude in der Umgebung würden den Eindruck ruinieren, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Blicke sind großartig.
Auf welche Pflanzen darf man sich freuen?
Da das Konzept Persischer Gärten längst fest in unserer Vorstellung von einem idealtypischen Garten verankert ist, sind auch all die typisch persischen Pflanzen längst in unseren Gärten zu finden. Hier sind Rosen, Lilien, Krokusse und vor allem Tulpen zu nennen. Die Überlegung, Pflanzen extra aus dem Iran zu importieren, haben wir daher schnell verworfen.
Welche Rolle spielt das Wasser?
Wasser ist das zentrale Element und von ungeheurer Wichtigkeit für die Atmosphäre in Persischen Gärten. Wasser ist im Iran keine Selbstverständlichkeit, und es für einen Garten zu verwenden, der eigentlich keine agrarische Bedeutung hat, ist wahrer Luxus. Hierfür wurde mittels ausgefeilter, jahrtausendealter Techniken das Wasser herbeigeschafft und vor Ort in verschiedenen Formen erlebbar gemacht. Das Wasser kommt in unserem Garten natürlich von den Bonner Stadtwerken, doch es waren ein enormer Aufwand und modernste Technik notwendig, um die historischen Vorbilder detailgetreu nachempfinden zu können.
Wie sieht denn ihr persönlicher Traumgarten aus? Was schätzen Sie besonders an einem (Stadt-) Garten?
Gute Gärten sind für mich intellektuelle Attacken im positiven Sinne. Zudem sind Gärten für mich eine gestalterische Herausforderung, denn die Gesetze der Wahrnehmung sind unter freien Himmel andere als im Gebäude. Gärten als reine „Chilloutzonen“ zu verstehen oder „Blümchenorgien“ zu veranstalten, finde ich persönlich langweilig.
DER PERSISCHE GARTEN
DIE ERFINDUNG DES PARADIESES
bis 15. Oktober 2017 in Bonn