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Ein Fest für alle Sinne

Das Maqamat Dance Theatre zu Gast in Bonn

Der aus Beirut stammende Omar Rajeh lädt Choreografen und Musiker aus verschiedenen Ländern ein, in Beytna gemeinsam zu musizieren, zu kochen und zu tanzen. Vor allem aber ist das Publikum eingeladen, an diesem Fest der Vielfalt teilzunehmen, wie er im Gespräch verrät.

Wie ist die Idee entstanden, Tanz- und Kochkunst zu vereinen?

Als ich noch ein Kind war, hat sich die ganze Familie jeden Sonntag im Haus meines Großvaters getroffen. Mir fehlt das sehr. Irgendwann fragte ich mich, wie diese traditionellen Zusammenkünfte mit meiner Arbeit übereingehen können. Gibt es eine Verbindung zwischen meinen Kindheitserfahrungen und dem, was ich heute mit modernem Tanz vermitteln möchte? Und wie lässt sich dieses Gefühl des Zusammenseins erweitern? Es ist doch so: Wir sind an einem bestimmten Ort, in eine bestimmte Gesellschaft hineingeboren. Das liegt nicht in unserer Hand. Doch wir entscheiden sehr wohl über unseren weiteren Lebensweg. Irgendwann treffen wir eigene Entscheidungen und bestimmen selbst, wie wir leben möchten. Letztlich habe ich drei weitere Choreografen aus anderen Ecken der Welt eingeladen, um mit ihnen auf der Bühne zu tanzen, zu musizieren und auch zu kochen. Wir haben etwas Gemeinsames aus und mit unseren Unterschieden gestaltet. Und es war mir ein großes Anliegen, diese Unterschiede bewusst herauszuarbeiten. Wir sind nun einmal verschieden und individuell. Das sollten wir auf keinen Fall verstecken, sondern den Reichtum und die Schönheit der Vielfalt zelebrieren.

Ihr tourt bereits seit zwei Jahren gemeinsam mit dieser Performance. Das bringt sicherlich näher. Was bedeutet das für die Vielfalt?

Je öfter wir sie aufführen, desto mehr begreife ich, wie vielschichtig Beytna ist. Das Konzept ist einfach, aber es erzählt ungemein viel. Zeit spielt auch eine wichtige Rolle. Ich habe das Stück nicht starr angelegt. Je mehr Zeit wir gemeinsam verbringen, desto mehr lernen wir voneinander, entwickeln uns und damit die Performance. Ich liebe auch den Moment, wenn das Publikum zu uns auf die Bühne kommt. Wir essen nicht nur gemeinsam, das Publikum beeinflusst auch die Choreografie. Wir touren mit Beytna auf der ganzen Welt, so bringt auch das Publikum seine Individualität und eine ganz neue Vielfalt mit ein. Unsere Performance ist noch in keiner Stadt auf dieselbe Weise geendet. Das ist ungeheuer spannend für uns als Performer. Ich bin sehr zufrieden und dankbar für dieses Abenteuer – denn genau das ist es, ein Abenteuer (lacht)

Beytna bedeutet „Zuhause“. Was verstehst du darunter? Was bedeutet dir dein Zuhause?

Zuhause ist nicht statisch, es ist kein Gebäude, kein Ort. In gewisser Weise ist es Geschichte. Du sammelst Erinnerungen, Zeit und Beziehungen, die du in dir trägst, die dich begleiten. Diese Interaktionen bilden dein Zuhause, das Hier und Jetzt. Ich reise sehr viel und natürlich komme ich heim, wenn ich zurück in Beirut bin – physisch gesprochen – aber dieser Ort kann im Grunde überall sein. Das fällt natürlich leichter, wenn die Familie dich begleitet. Meine Frau und meine Kinder sind bei mir. Und sogar meine Mutter, die auf der Bühne kocht.


OMAR RAJEH | MAQAMAT DANCE THEATRE
Samstag, 17. Februar 2018, 20 Uhr

Tänzer, Musiker und Köchin auf der Bühne
Kochen mit dem Publikum
Kochen auf der Bühne