Nicht viele Menschen besitzen die Gabe, gleich in zwei Berufen erfolgreich zu sein. Gustav Peichl, der am 18. März seinen 90. Geburtstag feiert, gehört zu diesen Auserwählten. Als zeichnender Journalist Ironimus hat der gebürtige Wiener das politische Geschehen der vergangenen 70 Jahre mit spitzer Feder begleitet, als Architekt bedeutende Bauten in Österreich und Deutschland geschaffen. In einem Interview aus dem Jahr 2011 betrachtete er diese Doppelbegabung mit dem ihm eigenen Sinn für Humor: „Ich bin Doppeltäter (…). Mein Beruf ist Architekt, das macht ca. 70 Prozent meiner Arbeit aus, dann 20 Prozent Karikaturist und den Rest mache ich gar nichts, außer mich zu vergnügen, zu flirten, spazieren zu gehen. Ich mache keinen Sport, aber sonst alles, was Bewegung ausmacht und was mich heiter stimmt. Mit diesen zwei Berufen lebe ich wunderbar.“
Die Bundeskunsthalle als „Opus magnum“
Indes blieb die Errichtung von Kulturbauten sein liebstes Metier. 1986 gewann er den Wettbewerb zur Gestaltung der Bundeskunsthalle in Bonn, die er rückblickend als sein „Opus magnum“ bezeichnet. Für den 1992 eingeweihten, markanten Bau schuf der zeichnungsbesessene Peichl Hunderte, vielleicht Tausende von Skizzen. Die prominent besetzte Jury war insbesondere von dem begrünten Dach, der sogenannten „fünften Fassade“, begeistert. Sie wird von drei Lichtkegeln beherrscht, die sofort zum Wahrzeichen der Bundeskunsthalle wurden – der Dachgarten selbst zur zusätzlichen attraktiven Ausstellungsfläche und zum beliebten Entspannungsort gleichermaßen.
Über 25 Jahre und 250 Ausstellungen später ist die einstige „Diplomatenrennbahn“ zur honorigen Museumsmeile mutiert. Unverändert geblieben ist die Freude der Besucher wie der Mitarbeiter des Hauses an der Großzügigkeit der architektonischen Gestaltung und der Detailverliebtheit ihrer Ausführung. Das Haus ist in Ehren gereift – und macht seinem Architekten alle Ehre.
Danke, lieber Gustav Peichl, und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!