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10 Jahre Arabellion

Diskussion über den „Arabischen Frühling“

Wie entstehen gesellschaftliche Veränderungen? Zehn Jahre sind vergangen, seit Proteste und Aufstände die arabische Welt veränderten. Die Arabellion, besser bekannt als „Arabischer Frühling“, bezeichnet eine Serie von Aufständen, Protesten und Revolutionen in der arabischen Welt, die im Jahr 2010 begann. Die Revolution in Tunesien gilt als der Beginn der Arabellion, der weitere Staaten im Nahen Osten und Nordafrika gegen die dortigen Regime folgten.

Beginn einer Zeitenwende?

Über die Bedeutung der Arabellion lässt sich streiten, ebenso über ihre Bilanz: Nur in einem einzigen Land hat sich seit 2011 eine fragile Demokratie entwickelt. Deutlich mehr Länder der Region sind im Krieg versunken oder erlebten die Wiederherstellung repressiver und autoritärer Regime. Es folgten bis in die jüngste Zeit weitere Aufstände und Massenproteste in Ländern, die anfangs nicht betroffen waren. Die Umstände und Auslöser waren und sind zwar sehr unterschiedlich, aber stets von dem Wunsch nach Wandel getrieben. So richteten sich größten Proteste Weißrusslands im letzten Jahr gegen die Politik und Präsidentschaft von Alexander Lukaschenko, der das Land seit 26 Jahren diktatorisch regiert. Die Aufstände und Proteste zeigten jedoch auch Alternativen auf: in Politik, Staat und Gesellschaft. Sind sie der Beginn einer Zeitenwende?

Moderation:
Sabine Christiansen

Mit:
Joschka Fischer, ehemaliger Bundesaußenminister
Iryna Herasimovich, weißrussische Übersetzerin, Essayistin und Kuratorin
Najem Wali, deutsch-irakischer Schriftsteller
Martin Kobler, ehemaliger deutscher Diplomat

Über die Teilnehmer*innen:

Joschka Fischer, war von 1998 bis 2005 Außenminister und Vizekanzler der Bundesrepublik. Ein knappes Jahr nach der Bundestagswahl 2005 zog sich Fischer aus der aktiven Politik zurück. Seit dem Ende seiner politischen Karriere ist er als Berater, Publizist und Lobbyist tätig.

Iryna Herasimovich, arbeitet als freie Übersetzerin, Kulturmanagerin und Kuratorin in Minsk. Als Kulturmanagerin konzipiert und veranstaltet sie Projekte in den Bereichen Theater, Literatur und Bildende Kunst.
Sie spricht über die Solidaritätskundgebungen in vielen belarussischen Städten, in denen die Machtprobe zwischen Staat und Protestbewegung eskaliert:
„Gefährlich ist, dass plötzlich etwas sichtbar geworden ist, was abweicht von der offizi-ellen Linie oder den offiziellen Farben. Und das bedeutet Vielfalt. Und Vielfalt stellt eine große Gefahr für diese sehr monochrome, sehr monolithe Ordnung dar“, sagte sie im Januar in einem Deutschlandfunk-Interview.

Najem Wali flüchtete 1980 nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs nach Deutschland. Heute lebt er als freier Autor und Journalist in Berlin und veröffentlichte Romane und Erzählungen (2009 Reise in das Herz des Feindes: Ein Iraker in Israel, 2016 Im Kopf des Terrors). Er war lange Zeit Kulturkorrespondent der bedeutendsten arabischen Tageszei-tung Al-Hayat und schreibt regelmäßig u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung und Die Zeit.

Martin Kobler, ehemaliger deutscher Diplomat, war zuletzt deutscher Botschafter in Pakistan, zuvor, von 2015 bis 2017, als UN-Sondergesandter in Libyen. Seine Ländererfahrungen sind vielfältig: von August 2003 bis August 2006 vertrat Kobler die Interessen Deutschlands in Ägypten, neben Aufenthalten in Irak, Afghanistan, Palästina u.a.