Die drei Ms – Makart, Munkácsy und Matejko

Eine Karikatur der Malerfürsten

Heute sind Hans Makart, Mihály von Munkácsy und Jan Matejko weitgehend unbekannt. Doch im 19. Jahrhundert waren sie gefeierte Stars, und ihre Gemälde tourten nicht nur durch Europa, sondern wurden auch in den USA ausgestellt und bewundert. Man kann sich kaum noch vorstellen, dass die Menschen im 19. Jahrhundert oft Schlange standen, um die großen Gemälde dieser Künstler, in so genannten Einzelbildpräsentationen ausgestellt, zu sehen.

Auch wenn sie aus verschiedenen Ländern stammten, repräsentierten die drei Künstler offiziell die österreichische Kunst. Makart, der in Salzburg geboren wurde und in Wien Karriere machte, der Ungar Munkácsy und der Pole Matejko waren Bürger desselben Reiches, der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. Der Theater- und Kunstkritiker Ludwig Hevesi (1843–1910) sah in ihnen wichtige Vertreter der mitteleuropäischen Malerei und schätze sie vor allem als Koloristen. Hevesi war es auch, der den Begriff von den „drei Ms“ prägte und in einem Nachruf auf Mihály von Munkácsy schrieb: „Diese drei großen ‚M‘ bedeuten das Höchste, was an großer Farbe geleistet werden konnte“ (Pester Lloyd, Nr. 101, 3. Mai 1900, S. 2).

Zielscheibe humoristischer Darstellungen

Als Repräsentanten der offiziellen Kunst waren die drei Ms bei vielen internationalen Ausstellungen oft gemeinsam unterwegs. Natürlich wurden ihre Erfolge und ihre Selbstinszenierung auch kritisch kommentiert.  Und da ihre Karrieren mit der Entwicklung der Karikatur und dem Erscheinen zahlreicher satirischer Blätter zusammenfallen, war es nicht verwunderlich, dass Makart, Matejko und Munkácsy Zielscheibe humoristischer Darstellungen wurden.

So erschien am 21. Juli 1878 in der österreichischen humoristisch-satirischen Wochenzeitung Die Bombe eine Karikatur, die die drei Ms aufs Korn nahm. Ihre Köpfe wachsen, samt Malpaletten aus einem Blumentopf. Was aber hatte es auf sich mit dieser „exotischen“ Pflanze?

Die Pariser Weltausstellung von 1878

Die Karikatur bezieht sich auf den Auftritt der drei Ms auf der Pariser Weltausstellung von 1878, wo die Künstler sehr erfolgreich waren. Makart war mit seinem Skandalgemälde Einzug Karls des V. in Antwerpen im Jahr 1520 vertreten und sicherte sich für die Präsentation eine ganze Wand, was an sich schon eine Sensation war, da auf der Weltausstellung Tausende von Gemälden zu sehen waren. Das euphorisch besprochene Werk, das zum Hauptbild der Österreichischen Abteilung gekürt wurde, erhielt eine Ehrenmedaille. Mihály von Munkácsy wurde einem breiten Publikum bekannt gemacht und gewann mit seinem Historiengemälde Der blinde Milton diktiert seinen Töchtern „Das verlorene Paradies“ die Goldmedaille. Matejko konnte 1878 einen großen Triumph feiern: Für seine  drei Gemälde Die Union von Lublin, Das Aufhängen der Sigismund-Glocke und Das Porträt von Wacław Wilczek bekam er die Goldene Ehrenmedaille, die höchste Auszeichnung der Weltausstellung.

Auch wenn die in Paris ausgezeichneten Gemälde der drei Ms die Unterschiede zwischen ihnen in Bezug auf den Malstil und die Themen sehr deutlich machten, lässt die Karikatur in der Bombe die Künstler zu einer Pflanze verschmelzen und kommentiert den Erfolg süffisant: „Drei leuchtende Sterne am österreichischen Kunsthimmel; drei große ‚M‘ inhaltsschwer, sie gehen von Munde zu Munde; in Paris lorbeergekrönt, als ruhmreiche Vertreter österreichischer Kunst, werden sie wie Triumphatoren in die Heimat zurückkehren (…).“

Die Bombe, VIII. Jahrgang, Nr. 29, 21. Juli 1878, S. 4, ANNO/Österreichische Nationalbibliothek
Die Bombe, VIII. Jahrgang, Nr. 29, 21. Juli 1878, S. 4, ANNO/Österreichische Nationalbibliothek