Avantgarde-Künstlerin und Popstar

Laurie Andersons überraschender Erfolg in der Popkultur

Marcel Duchamp, Yves Klein, Martin Kippenberger und viele mehr – die Zahl der Künstlerinnen und Künstler, die auch ein musikalisches Werk haben, ist lang. Aber nur die wenigsten werden mit ihrer Musik so erfolgreich wie mit ihrer visuellen Kunst: Es passiert äußerst selten, dass eine bildende Künstlerin, die außerhalb von Fachkreisen unbekannt ist, durch ihr musikalisches Werk weltberühmt wird.

Außerhalb der Kunstszene

Die amerikanische Performance-Künstlerin und Musikerin Laurie Anderson ist eine dieser Ausnahmen. Ihre Single O Superman erreichte 1981 den zweiten Platz der britischen Charts. Ihr Song machte die Avantgarde-Künstlerin auch außerhalb der Kunstszene erfolgreich und bescherte ihr einen Plattenvertrag beim großen amerikanischen Label Warner Bros. Aber was muss eine Künstlerin tun, um in der Popkultur so erfolgreich zu sein?

O Superman beginnt ungewohnt: Anstatt musikalischer Begleitung hört man im Hintergrund immer die gleich Silbe, wie ein Metronom: Ah – Ah – Ah. Andersons Stimme klingt wie eine Computerstimme. Der Text scheint eher absurd, wenn man ihn das erste Mal hört: „O Superman. O Judge. O Mom and Dad. Mom and Dad.” Alles das macht den Song anders als vergleichbare Musik. Das Außergewöhnliche macht O Superman auf jeden Fall spannend und damit erfolgreich. Das Lied fällt aus der Reihe, auch dadurch, dass es mit acht Minuten für einen Popspong eine deutliche Überlänge hat.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„When justice is gone there is always force“

Dazu kommt, dass O Superman von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen inspiriert wurde. Anderson verarbeitet im  Text die Geiselnahme von Teheran: 1979 nahm die iranische Regierung 52 amerikanische Diplomaten in Geiselhaft. US-Präsident Jimmy Carter befahl die militärische Befreiung der Geiseln. Die Befreiungsmission scheiterte aber und endete mit dem Absturz eines Militärhubschraubers. Über dieses Scheitern von Imperialismus und Technik singt Anderson. Sie kritisiert mit Sätzen wie „When justice is gone there is always force“ das brutale Vorgehen der USA. Dazu trifft sie mit indirekten Verweisen auf Umweltzerstörung und andere Schattenseiten das Weltbild ihrer Zeit: Der Kalte Krieg und die beginnende Umwelt- und Friedensbewegung als prägende Themen der Zeit finden sich in O Superman wieder.

Das Ziel auf den Weltfrieden hinzuarbeiten und der Kampf gegen den Klimawandel sind heute genauso wichtige Themen und lassen O Superman immer noch aktuell und relevant wirken.

Laurie Andersons O Superman ist neben vielen weiteren Musikvideos von bildenden Künstlerinnen und Künstlern in der Ausstellung Doppelleben in der Bundeskunsthalle zu sehen.