Gibt es Sand wirklich wie Sand am Meer?

„Sands and Fans“ von Alice Aycock

Bei knappen Ressourcen denken wir meistens an Trinkwasser oder Öl, aber auch Sand ist heute ein Rohstoff, den es nicht mehr – wie das Sprichwort sagt – wie Sand am Meer gibt. Sand ist inzwischen die am zweitmeisten gehandelte Ressource nach Wasser. Sand spielt eine entscheidende Rolle bei der Herstellung vieler Dinge, die uns täglich umgeben: Glas, Beton, ja sogar für die Herstellung von Smartphone-Bildschirmen wird Sand benötigt.

Auch in unserer Ausstellung Wir Kapitalisten wird Sand als knappe Ressource mit der Arbeit Sands and Fans thematisiert. Das Kunstwerk der zeitgenössischen Künstlerin Alice Aycock besteht aus vier Ventilatoren, in deren Mitte ein großer Haufen Sand liegt. Der Sandhaufen entsteht nur durch den Wind der Ventilatoren. Ursprünglich wollte die amerikanische Künstlerin damit die Entstehung einer Düne im Museum zeigen. Im Kontext der Ausstellung Wir Kapitalisten ist aber vor allem wichtig, dass der Blick auf den Sand als Rohstoff fällt, der oft vergessen wird.

Der größte Sandimporteur der Welt

Den übermäßigen Verbrauch von Sand zeigen die Kurator*innen Wolfger Stumpfe und Henriette Pleiger am Beispiel von Singapur: Der südostasiatische Stadtstaat vergrößert seit Jahrzehnten seine Fläche, indem immer neue Landflächen aufgeschüttet werden. Möglich wird das nur durch riesige Mengen Sand. Das kleine Singapur ist so zum größten Sandimporteur der Welt geworden. Das Material kommt aus Indonesien, wo durch den Sandabbau bereits mehrere Inseln und zahlreiche Strände verschwunden sind.

Das Beispiel zeigt, wie ein natürliches Gut, von dem der Fortbestand ganzer Lebensräume abhängt, durch wirtschaftliche Nutzung immer knapper wird. Beim Abbau von Sand achten die Akteure nur darauf, ihren eigenen Gewinn zu maximieren, und sie vernachlässigen dabei die weitreichenden ökologischen Folgen ihres Handelns. Die fehlende Rücksicht auf Nachhaltigkeit und der alleinige Fokus auf Gewinne ist daher ein großes Problem des Kapitalismus.

Sands and Fans ist in der Ausstellung Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo noch bis zum 30. August 2020 in der Bundeskunsthalle zu sehen.

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