Die Malerfürsten machten nicht nur mit ihrer Preispolitik und Ausstellungserfolgen Schlagzeilen, sondern sie waren auch ein fester Bestandteil des internationalen Klatschs. Worüber aber wurde getratscht und wie gingen die Malerfürsten damit um?
Ein Papagei mit schlechtem Ruf
Das öffentliche Interesse am Lifestyle der Malerfürsten bezog sogar ihre Haustiere mit ein. So wurde nicht allein ein fürstlicher Besuch bei Franz von Lenbach stadtbekannt, sondern auch sein Kakadu: „Mein Malefiz-Papagei hat einer Fürstin Biron den Fingernagel durchgebißen, ist deßhalb in ganz Rom in Verruf gekommen und ich mußte ihn in Ketten legen.“ Zu seinem Hund Flocki hatte Lenbach ein so inniges Verhältnis, dass ihm dieser auf dem Totenbett nachstarb. Auch Hans Makart hatte ein Herz für Tiere und gab sogar eine Suchanzeige in der Zeitung auf, als sein grüner Papagei bei einem Wohnungsbrand entflog.
Totgesagte leben länger
Die Malerfürsten boten viel Stoff für Enten, also falsche Zeitungsnachrichten. Als im August 1872 das Gerücht aufkam, Hans Makart sei an den Blattern gestorben, wurde dies von der Wiener Presse umgehend dementiert. Auch Franz von Lenbach musste sich gegen öffentlichen Tratsch wehren. Er wurde wiederholt mit angeblichen Verlobungen konfrontiert. Einmal bemerkte er dazu genervt: „Alles was daran wahr ist, ist dieß, daß ich ohngefähr 3 mal mit Ihr gesprochen habe, gleich kommt wieder so ein Gewäsch heraus.“ (Winfried Ranke, Franz von Lenbach. Der Münchner Malerfürst, Köln 1986, S. 211, 272) Als Lenbach sich 1896 von Magdalena Gräfin Moltke scheiden ließ, wurde betont, dass beide Eheleute schnellstmöglich neue Partnerschaften legitimieren wollten. Um Lolo von Hornstein zu heiraten, trat Lenbach aus der katholischen Kirche aus und blieb bis zu seinem Tod konfessionslos.
Schulden für Luxus?
Der luxuriöse Lifestyle der Malerfürsten provozierte viele Spekulationen über deren Finanzkraft. Als auf dem Kunstmarkt in großer Menge Bilder mit gefälschten Lenbach-Signaturen angeboten wurden, kam das Gerücht auf, der Malerfürst selbst habe minderwertige Bilder in den Handel gebracht, um mit deren Verkauf eine Finanzkrise zu überbrücken. Lenbach, der sich zunächst zu der Affäre nicht äußern wollte, zog schließlich gegen die Fälscher und Hehler vor Gericht.
Ein offenes Geheimnis
Als Makart 1878 sein Monumentalgemälde Der Einzug Karls V. in Antwerpen für die Weltausstellung in Paris im Rahmen einer Preview in Wien ausstellte, kam es zum Skandal. Die Akte im Bild wurden als „nackte Weiber“ oder „charmante Leiber moderner Weiber“ tituliert. Es war ein offenes Geheimnis, dass Damen aus höheren Gesellschaftskreisen Makart Modell gesessen hatten – aber allein für die Köpfe: Zu den Damen, die die Fantasie anregten und deren Porträt das Publikum erkannte, zählte die Journalistengattin Lili Lauser.
Von der Liebe ruiniert
Als der langjährige Witwer Hans Makart sich 1882 erneut vermählte, geschah dies zur allgemeinen Überraschung und in weitestgehender Stille und Einfachheit. An einem Montagmorgen um 6 Uhr heiratete er im Wiener Vorort Hietzing die ehemalige Primaballerina Bertha Linda. Diese erklärte später stolz, sie habe ihn einem Adeligen vorgezogen. Die Journalisten berichteten von allen Etappen der Hochzeitsreise. Briefe von Makarts Mutter verraten, dass viel über die Braut gelästert wurde: Sie stand in dem Ruf, drei Männer ruiniert zu haben. Nach Makarts Tod galt er als der vierte…
MALERFÜRSTEN
bis 27. Januar 2019
in der Bundeskunsthalle, Bonn