Michael Jackson tanzt und singt während er über erleuchtete Steine wandert, gefolgt von einer Frau

Michael Jackson – Musiker, Ikone, Kunstwerk

Eine Ausstellung zeigt den Einfluss des Sängers auf die Kunst

Michael Jackson zählt zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine Bedeutung in allen Bereichen der Popkultur ist allseits bekannt, sein beträchtlicher Einfluss auf die zeitgenössische Kunst allerdings noch nicht. Dabei ist Jackson die meistdargestellte Person der Medienwelt.
Die Ausstellung Michael Jackson. On The Wall ist ab dem 22. März in der Bundeskunsthalle zu sehen und untersucht den Einfluss des legendären Sängers auf einige der führenden Persönlichkeiten der zeitgenössischen bildenden Kunst. Wir sprachen im Vorfeld mit dem Intendanten der Bundeskunsthalle, Rein Wolfs. 

Nicht nur Fans, sondern auch unzählige Kollegen verehrten den „King of Pop“ und bedienten sich seines Œuvres. Was macht Jackos Pop auch für Musiker anderer Genres so reizvoll?

Michael Jackson war keine eindimensionale Musikerpersönlichkeit, sondern hat sich über die Jahre in viele Richtungen entwickelt. Musikalisch durchlief er einige Stufen, streifte und mischte dabei viele unterschiedliche Stile. Ob nun Motown, Soul, Blues, Dance, Rock ’n’ Roll oder Jazz – Elemente aus allen diesen Musikstilen finden sich auch bei Jackson wieder. Seine musikalische Bedeutung scheint unumstritten zu sein. Dieses Erbe steht über allem. So verwundert es nicht, dass er von Musikern verschiedenster Genres auch entsprechend gewürdigt wird.

Elvis Presley gilt als der „King of Rock“, nicht etwa Chuck Berry oder Little Richard. Für viele weiße Kritiker war Paul Whiteman seinerzeit der „King of Jazz“, nicht Louis Armstrong. Dass Michael Jackson der „King of Pop“ ist, bestreitet hingegen niemand. Wie hat er das geschafft?

Es ist wirklich interessant, dass weiße Musiker angeblich die Nase vorn haben, wenn es um die Bezeichnungen „King of Rock“ oder „King of Jazz“ geht, obwohl diese Musikrichtungen doch oft als „schwarze Musik“ bezeichnet werden. Michael Jackson hat es als schwarzer Musiker zum „King of Pop“ geschafft, weil er über diesen Dingen zu stehen scheint – mit seiner grenzenlosen Verwandlungsfähigkeit und seiner herausragenden (Selbst-)Inszenierung, bei der Musik, Tanz und Performance Hand in Hand gehen, hat er das Zeitalter der Medialisierung auf den Punkt bringen können. Michael Jackson stilisierte sich zu einem Kunstwerk, zu einer Ikone der Neuzeit und der Globalisierung. Dabei hat er die Techniken des Marketings jenseits der Musikkritik perfektioniert.

Dazu zählen auch seine Musikvideos?

Unbedingt. Jackson ist die große Figur des Musikvideo-Zeitalters. Mit Clips wie „Thriller“ produzierte er äußerst aufwendig gestaltete Kurzfilme, die auch auf künstlerischer Ebene überzeugten. Mit ihm wurde die Musik visuell und gleichzeitig global. In den 1980er- und 1990er-Jahren entstand aber auch das Branding, wurden die Marke und die Markenpflege wichtig. Michael Jackson wurde, neben Madonna, zur großen weltweiten Marke; sorgfältig aufgebaut, mit viel Aufwand gepflegt und mit riesigen Budgets gespeist. Der „King of Pop“ war immer auch ein Produkt des Marketings.

Die Ausstellung befasst sich aber nicht allein mit Jacksons Bedeutung in der Popkultur, sondern auch mit seinem Einfluss auf die zeitgenössische Kunst. Was werden wir demnach zu sehen bekommen?

In der Ausstellung werden um die hundert Kunstwerke von fast fünfzig internationalen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen sein, die allesamt einen direkten Bezug auf Michael Jackson nehmen. Das Spektrum ist sehr breit: von der historischen Graffiti-Ikone Keith Haring bis zum Starfotografen David LaChapelle, von dem vier großformatige Fotos in der Ausstellung zu sehen sein werden. Von Isa Genzken bis zum „Godfather of Pop-Art“ Andy Warhol, von Paul McCarthy bis Candice Breitz und vielen weiteren Künstlern. So ist auch Kehinde Wiley vertreten, den ein größeres Publikum spätestens kennengelernt hat, nachdem er Barack Obama gemalt hatte und damit zum ersten schwarzen Künstler des offiziellen Präsidentenporträts wurde. Sein aufwendiges, augenzwinkerndes, klassisches Reiterbild des King of Pop ist sehr prominent in der Ausstellung in Szene gesetzt. Man kann aber auch in Videoinstallationen eintauchen oder die Aufzeichnung des legendären Konzerts der „Dangerous“-Tour in Bukarest aus dem Jahr 1992 hautnah miterleben – ein Zeichen der neuen Öffnung gen Westen. In einem Video der Schwedin Klara Lidén ist wiederum der „Moonwalk“ einmal ganz anders zu sehen. Bei anderen Werken wird die große Bedeutung und Wirkung Jacksons durch die manchmal eher laienhafte Nachahmung seiner Bewegungen und Performances deutlich.


MICHAEL JACKSON
On the Wall
22. März bis 14. Juli 2019
in der Bundeskunsthalle, Bonn

Ballons, die an die Schuhe von Michael Jackson gebunden wurden und unter der Zimmerdecke schweben.
Appau Junior Boakye-Yiadom, P.Y.T. 2009
Arrangierte Schwarz/Weiß-Bilder mit Detailaufnahmen des King of Pop
Todd Gray "Exquisite Terribleness in the Mangrove", 2014
Eine von Michael Jackson designte Lederjacke.
Eine von Michael Jackson designte Lederjacke.
  1. David LaChapelle, An illuminating Path (Ausschnitt), 1988, Courtesy of the artist , © David LaChapelle
  2. Appau Junior Boakye-Yiadom, P.Y.T. 2009, Courtesy of the artist © Appau Jnr Boakye-Yiadom
  3. Todd Gray, Exquisite Terribleness in the Mangrove, 2014, The collection of Aryn Drake-Lee Williams & Jesse Williams, Image courtesy of Meliksetian | Briggs, Los Angeles © Todd Gray
  4. Michael Jackson with Michael Bush and Dennis Thompkins, Leather 'dinner' jacket designed by Michael Jackson (with cutlery), 1980s Leather and cutlery, Image courtesy of Julien’s Auctions / Summer Evans

3 Kommentare zu "Michael Jackson – Musiker, Ikone, Kunstwerk"

  1. Hmm, was soll man sagen. Nach diesem Film würde ich da gar nicht mehr hingehen. Das geht einfach nicht. Schade.
    Für viele Menschen war Er ein großer Könner. Er konnte Musik machen, er konnte singen und vor allem konnte er tanzen.
    Das habe ich am meisten bewundert. Ich habe nämlich früher auch sehr gern getanzt; und zwar auch allein.

    Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Glück!

    Mit freundlichen Grüßen,

    Ihre Miriam Krebs

    1. Vielen Dank Frau Krebs! Inwieweit man sich weiterhin mit Michael Jackson befassen möchte, ist eine individuelle Entscheidung. Die Ausstellung dreht sich aber weder um die Biografie Jacksons noch ist sie eine Hommage an ihn. Es ist eine Kunstausstellung, in der über vierzig zeitgenössische Künstler ihre Sicht auf das „Phänomen Jackson“ präsentieren. Es wird jedoch ein notwendiger Austausch stattfinden. Kein Thema soll ausgeklammert werden. Aus diesem Grund bietet die Bundeskunsthalle neben Diskussionsabenden auch ein*e Ansprechpartner*in in der Ausstellung, die für Rückfragen und Gespräche zur Verfügung steht.

  2. Ich habe die Ausstellung 2018 in der National Portrait Gallery in London besucht. Eine fantastische Ausstellung und lange überfällig!

    Angesichts der von Rassendiskriminierung und Lynchjustiz geprägten Geschichte der USA (siehe der Fall Emmett Till) ist es mehr als bedauerlich und enttäuschend, dass nun ein verstorbener afroamerikanischer Künstler durch einen nur allzu bereitwilligen Teil der Öffentlichkeit verurteilt wird aufgrund eines fiktiven Films, der „romantische“ Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen propagiert.

    Herr Jackson wurde durch das amerikanische Justizsystem in die Mangel genommen und vom FBI untersucht. Man kann doch wohl annehmen, dass das Gewicht hätte? Michael Jackson ist Opfer, nicht Täter.

    Ich schätze Michael Jackson den Künstler UND Michael Jackson den Philanthrop und ich danke der Bundeskunsthalle und besonders Herrn Wolfs für seine Integrität und Unerschütterlichkeit. Ich freue mich auf die Ausstellung!

    Chapeau!

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